Die antiautoritäre Erziehung

Die antiautoritäre ErziehungDie Erziehungsform, die für viele Kritiken und heftige Kontroversen Anlass war, heißt „antiautoritäre Erziehung“. In den sechziger Jahren wurde diese begründet in den USA von dem Pädagogen Alexander Sutherland Neill und auch Wilhelm Reich. Der Begriff steht im eigentlichen Sinne für eine zwangfreie also demokratische Erziehung und für eine Förderung der Selbstentfaltung. Die Grundsätze, die schon damals gemeint waren, sollten zu einer gemeinschafts- und konfliktfähigen, selbstbewussten und kreativen Persönlichkeitsstruktur im Erwachsenenleben beitragen. Diese eigentliche Bedeutung wurde jedoch von vielen Erziehern missverstanden. Deshalb geriet dieser Begriff in einen schlechten Ruf. Statt antiautoritär bedient man sich heute lieber der Umschreibungen liberal oder emanzipatorisch.

Man kam im Verlaufe der Kulturentwicklung und im Unterschied zu den Jahrhunderten davor zu dem Schluss dass mit der bisherigen Erziehungsmethodik keine Möglichkeit für die Heranwachsenden vorhanden war, Fähigkeiten in der Kontaktbildung oder ein gesundes Selbstbewusstsein auszubilden. Es herrschte ein extremer Gehorsamszwang in einer Gesellschaft, die aus ihrem Innersten heraus selbst Untertan war. So zumindest postulierten die Anhänger der freien Erziehung, die sich natürlich aus den Reihen der Studenten rekrutierten. Das Ziel der intellektuellen Revolutionäre war es auch, mithilfe der antiautoritären Erziehung eine Position gegen autoritäre Personen und Systeme in der nächsten Generation aufzubauen.

Heute ist das Ziel moderner Pädagogik von diesen Themen aus den sechziger und siebziger Jahren beeinflusst. Begriffe jedoch wie zum Beispiel „nichtrepressiv“ und „zwangfrei“ sind schon lange Bestandteil der Erziehung in Kindergärten und auch den Familien. Auch Freiraumpädagogik und die sogenannte Reformpädagogik behaupten in diesem Zusammenhang ihren Platz. Pädagogen ist längst klar, dass die liberale, emanzipatorische Erziehung, die „antiautoritäre“ wie sie einst genannt wurde, sich in keiner Weise gegen die Autorität an sich wendet, sondern lediglich gegen nicht notwendige Repressalien bei der Entfaltung des jungen Lebens in sich selbst. Es handelt sich also um Mitbestimmung und Selbstverantwortung zu denen erzogen werden soll. Hier können Projekte wie Mädchenarbeit, Abenteuerspielplatz oder Kinderladen sehr dienlich sein.

In allen Lebensgemeinschaften mit Kindern gibt es Diskussionen über den Erziehungsstil. Manchmal liegt die Spannung, die im Familienleben vorhanden ist aber auch an einer unzureichenden Wohnungssituation. Familien, die ihre Wohnsituation verändern möchten, können sich auf verschiedenen Webportalen informieren.